Jason Williamson (Sleaford Mods) und Robbie Williams (Kreisch!) kann man nicht vergleichen. Oder doch? Auf jeden Fall kann man zeitgleich ihre neuen Buchveröffentlichungen lesen. Sind bei mir tatsächlich am selben Tag eingetrudelt. Beide Sänger kommen aus England und beide sind Familienväter. Jason kritisiert vor allem die Regierung und Politiker seines Landes, aber verfolgt auch intensiv die Unterdrückung und Ausbeutung auf der ganzen Welt. Robbie macht sich mehr Sorgen darüber, wann er seinen nächsten Hit schreibt. Das ist ein bisschen gemein, denn auch er unterstützt schon lange Menschen und Kinder, die in Not sind. Beide stehen gerne in der Öffentlichkeit und nutzen die sozialen Medien, um ihre Ansichten und Aussagen zu verbreiten. Zwei Musiker, zwei Welten, zwei verschiedene Publikationen. Der eine mag es klassisch, der andere haut dir den Slang nur so um die Ohren.
Jason Williamson ist der Sänger der englischen Motz-Idole Sleaford Mods. Der Autor und Songschreiber ist bereits vielen Idioten begegnet und beobachtet sie auch täglich in seinem Umfeld und in den Medien. Er hat die beschissensten Jobs hinter sich und wohnt auch noch im selbsternannten „Shithole“ Nottingham. Über Thatcher, Theresa May und den Brexshit kotzt der Familienvater sich nicht nur in seinen Songs aus. Wer so viel Scheiße sieht, erlebt, reflektiert und gegen jede Art von Ausbeutung rebelliert, der hat auf jeden Fall eine Menge zu erzählen. Wenn er seine Gedanken nicht gerade auch in den sozialen Netzwerken brachial kundgibt, verfasst er seine kritische und wütende Midslang-Lyrik auch gerne mal als Kurzgeschichten. „Slabs From Paradiese“ sind fünf Kurzgeschichten, die das „fucking“ Leben beschreiben.
Robbie Williams ist der Ex-Boy von Take That, der ewig geschundene und nicht akzeptierte Entertainer mit sehr vielen Selbstzweifeln. Der Sänger, der mit Songs, wie „Angels“ Millionen erwirtschaftet und mindestens genauso viele Menschen zum Singen animiert. Er füllt Stadion, hat so einige Rekorde gebrochen und auch einige Herzen. Gemeinsam mit dem Musikjournalisten Chris Heath erscheint nun nach „Feel“ (2004) eine weitere persönliche Biographie. „Reveal“ blickt nochmals hinter die Maske von Robert Peter Williams. Es liest sich wie ein Tagebuch. Ein Entertainer auf der Suche nach dem perfekten Dasein. Ein Leben voller Ups & Downs.
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