Die Türen: Palim, palim, eine Flasche Tabasco, bitte.

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„Miete Strom Gas“ ist bereits mein Song 2019. Mit dem Scheiß muss man sich schließlich ständig herum ärgern. Es folgt nun ein Interview mit Staatsakt Gründer und Türen-Vorsteher Maurice Summen. Dank ihm weiß ich, dass ich auf jeden Fall den Stromanbieter wechseln sollte. Ich danke ihm sowieso für dieses herrliche Gespräch. Wir hätten noch stundenlang plaudern und dabei David Bowie-Muffins knabbern können. In der schönen Uckermark wurde das neue Album „Exoterik“ eingespielt und aufgenommen. Dort wurde gut gespeist und getrunken. Maurice zeigt nicht nur guten Geschmack in der Auswahl seiner Label-Bands, sondern auch beim Kochen, Essen und Reisen in der Zeitmaschine.

Als ich das neue Album gehört habe, dachte ich: Hä? die Songs kenne ich doch. Dann ging mir ein Licht auf. Denn einige Songs hatte ich bereits letztes Jahr live auf der Popkultur in Berlin gehört, wo Die Türen ein paar neue Stücke gespielt haben. Prägnante Slogans, wie „Keine Angst“, „Ich bin eine Krise“ oder „Miete Strom Gas“ bleiben nachhaltig im Ohr hängen. 

Zur Feier des Tages backt das Schleckermäulchen Orangen-Schoko-Muffins mit David Bowie Topping, denn immerhin gibt es Staatsakt schon 15 Jahre und das neue Album „Exoterik“ soll ebenfalls schmatzend gefeiert werden. Herzlichen Glückwunsch!

Top of the Muffins

Aufgenommen habt ihr das Album in der Uckermark. Ich stelle mir das vor wie eine ausgedehnte Probe-Session in der schönen Natur.

Maurice: Man könnte auch den Begriff „Jam“ mal wieder positiv besetzen. „Kommune auf Zeit“ gab es auch schon als Titel. Wir haben bei den Türen live immer schon so krautige Ausfahrten unternommen. Auf den Platten sind dann eher die klassischen Pop-Rock-Strukturen aufgenommen. Als wir zuletzt mit dem Projekt Der Mann unterwegs waren, waren auch Chris Imler und Andreas Spechtl und so dabei, da haben wir gesagt: Das nächste Mal nehmen wir auf jeden Fall eher so was Krautiges auf. Dann auch raus aus Berlin, weil hier geht immer so viel Zeit drauf. Bis alle an einem Ort angekommen sind, vergehen schon drei Stunden. Und kaum hat man angefangen, sagt einer: „Macht es euch was aus, wenn ich schon um 18 Uhr gehe“. Oder man bekommt eine SMS und es sind halt tausend Sachen, und keiner ist so richtig dabei.

Diese eine Woche auf dem Land, was ja jetzt auch nicht so lange ist, hatten wir aber Zeit nur für die Musik. Wir konnten teilweise bis in die Morgenstunden spielen, weil es keinen gestört hat. Und dann gleich nach dem Frühstück wieder loslegen. Es gab keine Ablenkung, Internetverbindung war auch schlecht, also kam eine sehr gute Gruppendynamik auf, die mir für das Musikmachen schon wichtig ist.

Also, die geplante Isolation. Ist das ein Studio dort?

Maurice: Das ist ein alter Festsaal. Gasthof zur Eisenbahn in Ringenwalde. Dort haben wir uns dann mit unserem Equipment eingerichtet. Der Franz vom Jeans Team hatte mir da den Kontakt vermittelt. In der DDR war der Gasthof noch in Familienbesitz und der Felix hat es gekauft, in einem ziemlich schlechten Zustand. Aber für ihn kein Problem, weil er Architekt ist. Eine Pension ist auch mit drin und in der Nähe gibt es einen See, in dem auch Angela Merkel badet.

Oh, ob die wohl nackt badet?

Maurice: Weiß ich nicht. Wir haben sie nicht gesehen. Aber wir können sagen, dass wir in der Nähe der Badestelle von Frau Merkel unsere Platte aufgenommen haben.

Klingt inspirierend. Und wie schmeckt das Essen im Gasthof?  

Maurice: Sehr gut. Es gibt zwei dort. In dem einen ist es eher rustikal, klassisch. Ich sag mal sehr viele Schnitzelgerichte. Pfifferling-Saison war auch noch, da gab es dann zum Beispiel Omelette mit Pfifferlingen. Und sehr guten Schlehenschnaps. Und sonst haben wir viel gegrillt. Das war ja 2018, als es im August so unglaublich heiß war.

Ich bin eigentlich ein Freund von selber marinieren, aber damals hatten wir keine Zeit und sind dann zum Fleischer im Ort gegangen. Und dazu ein lecker Salätchen.

Das Fleisch ist ja dann schon regional und bestimmt ganz gut.

Maurice: Das war ganz gut und soviel haben wir jetzt auch nicht gegessen, weil man bei der Hitze eher weniger Hunger hat.

Noch mehr Muffins

Da hat man dann mehr Durst. Habt ihr gesoffen?

Maurice: Die Gaststätte war in der Woche gar nicht geöffnet, weil die vom Wochenend-Tourismus leben. Der Prenzelberger kommt dann mit seiner Fahrradfamilie vorbei. Aber das Geile war, die haben dort eine Zapfanlage in der Gaststätte und haben extra für uns die Kühlung angelassen, so dass wir uns schön kühle Pils abzapfen konnten.  

Das ist ja nett.

Maurice: Wir hatten zwar auch Wein dabei, trinke ich privat auch lieber, aber dort passte das Bier schon ganz gut. Ansonsten trinke ich Bier eher wenn man dann abends ausgeht, weil man nie weiß was das für ein Wein vor Ort ist. Beim Ausgehen ist mir der Trinkfluss wichtiger. Im Festsaal Kreuzberg dann auf jeden Fall Bier (Anmerkung: Da fand das Konzert der Türen statt).

Ich bin gar kein Biertrinker und der Wein im Festsaal geht eigentlich. Ich bin großer Fan der Schorle, wenn es kein teurer Suff ist.

Maurice: Gespritzter, wie der Österreicher sagt.

Klingt nach einer guten Zeit dort in der Uckermark. Und ist ja sehr beliebt. Das Musikerpaar Gudrun Gut und Thomas Fehlmann haben da ja auch ein Häuschen.

Maurice: Genau, die sind ja in Sternhagen. Es gibt Einige, die dort wohnen. Wir waren nur eingemietet. Als Künstler oder Band bist du da wirklich willkommen. Dann bringt man ein bisschen Unterhaltung in die Einöde. Das ist auch mein Plan für die Zukunft, dass man Freunde in ihren Häusern besucht und die sich freuen, dass dann noch mal was los ist.

Du würdest nicht noch mal aufs Land ziehen?

Maurice: Ich komme ja vom Land. Münsterland, Kreis Borken. Da ist man auf jeden Fall landsozialisiert. Für Familien ist das auch ganz schön, aber bei uns ist das jetzt auch zu spät. Mein Sohn ist 20 und die Kleine 13 Jahre alt. Ich habe mir das mal ausgerechnet, wenn alles gut geht, dann ist meine Tochter so in fünf, sechs Jahren aus der Schule raus und dann würde ich gerne noch so lange noch reisen, wie ich kann. Also, ohne Thrombosestrümpfe oder irgendwelcher Hüftschäden. Und wenn du dann so ein Haus auf dem Land hast, ist das zwar schön, aber du musst dich halt viel kümmern.

Jetzt kann man sich das auch eh nicht mehr leisten und es ist alles überfüllt.

Maurice: Genau. Wir haben lange bei uns zu Hause darüber geredet und das kommt für uns nicht in Frage. Reisen ist für uns super. Man kann sich das jetzt noch gar nicht vorstellen, aber der Prenzlauer Berg, zum Beispiel, wird ja in Zukunft komplett überaltert sein. Da haben viele gekauft und wenn die Kinder aus dem Haus sind, dann suchen die sich wahrscheinlich einen anderen Kiez und dann bleiben hier nur noch Rentner. Ich kenne wirklich viele, die sich ein Haus auf dem Land gekauft haben. Das finde ich auch gut, aber für mich ist das nichts.

Man profitiert als Städter davon und kann die Freunde dort auf dem Land besuchen?

Maurice: Eben, die freuen sich dann, wenn man mal zu Besuch kommt. Zwei Nächte gehen immer.

Regelmäßige Proben gibt es bei den Türen gar nicht, oder?  

Maurice: Wir sind ja eher ein Projekt, das immer mal wieder zusammenkommt. Nach ein bis zwei Tagen sind wir dann auch ganz gut eingespielt, und dann geht es auch oft direkt auf Tour.

Und die kurzen Texte hat man ja jetzt ganz schnell im Kopf.  

Maurice: Das ist richtig gut. Ich hatte zwar nie große Probleme damit Text auswendig zu lernen, aber dennoch muss man sich das ja irgendwie draufschaffen. Und bei den neuen Songs geht es schnell.

Eben, vor allem wenn man nicht regelmäßig probt.

Maurice. Früher hatte ich da schon so ein paar Methoden. Du musst dir deinen eigenen Scheiß halt mehrmals anhören und immer wieder mitsingen. Ich habe dann gemerkt, dass ich ein ganz gutes auditives Gedächtnis habe. Also, wenn ich die eigenen Sachen höre, dann behalte ich sie auch besser. Dann musst du dir halt beim Spazierengehen oder sonst wann die Texte vorsprechen.

Wie ein Schauspieler. Und ich merke selber, im Alter wird das auch schwieriger.

Maurice: So ist es. Wenn man sich da Kollegen anschaut, die stehen da teilweise mit einem Notenständer auf dem die Texte liegen.

Ah, das ist mir sympathisch, weil ich das auch mache. Wer denn zum Beispiel?

Maurice: Frank Spilker von Die Sterne oder auch die Goldenen Zitronen. Oder Francoise von Stereo Total.

Ist dann einfach ein Bühnen-Accessoire.

Maurice: Genau. Ich finde das auch gar nicht schlimm. Texthänger hat man halt. Campino liest das dann vom Teleprompter ab.

Faszinierend finde ich Jason Williamson von Sleaford Mods. Der Haut die Texte alle raus und die sind nicht gerade kurz. Ich habe leider beim letzten Interview vergessen ihn zu fragen, wie er das macht. Vielleicht auch ein bisschen improvisiert?  

Maurice: Das können wir als Nicht Native Speaker gar nicht nachweisen. Vielleicht jubelt er uns auch das ein oder andere Kochrezept unter.

Seine englischen Fans würde das sofort bemerken.

Maurice: Der ist schon super. In der Vergangenheit hatte ich bisher auch keine Probleme, aber gerade muss ich nicht so viel Text lernen.

Und es hat den Vorteil, alle können sofort mitsingen. Auf der Popkultur hat das ja schon wunderbar geklappt.

Maurice: Das hat gut funktioniert und da kannte ja auch noch keiner die Songs. Das fand ich auch super und sollte jetzt bei der Tour auch wieder hinhauen. (Das hat es lieber, Maurice. Ich war am 9.2. im Festsaal und das Publikum hat gut mitgemacht. Anm. der Redaktion).  

Wie hoch war die letzte Stromrechnung?              

Maurice: Meine Frau hat uns mal bei Greenpeace Strom angemeldet. Liegt jetzt ungefähr bei 68 Euro im Monat. Als der Große noch in der Wohnung war, das Streaming-Monster, da waren wir noch bei 80 Euro. Als er dann ausgezogen ist wurden wir runtergestuft.

Kinder sind schon teuer.

Maurice: Als Teenager war er auch Gamer. Und jetzt läuft die Waschmaschine nicht mehr so oft. Wir haben dann sofort gesehen, 20 Euro weniger auf der Stromrechnung. 

Was war das schlimmste Catering auf Tour?

Maurice: Da muss ich mal kurz überlegen. Es gibt einen Laden, da kann man sich immer eine Tiefkühlpizza aussuchen und darunter ist noch nicht mal eine bekannte Marke. In einem Club gibt es immer eine Bolognese, die ist aber auch eher mittelmäßig. Und es gab nie Parmesan dazu. Wir haben uns diesmal fest vorgenommen einen mitzunehmen, um einfach ein bisschen Taste reinzubringen. Dann gab es mal einen Veranstalter, der selber gekocht hat und seine Pasta groß ankündigte. Dazu gab es Pesto, das war auch gar nicht mal so schlecht, aber trotzdem ziemlich fad.

Es fehlte der Parmesan?

Maurice: War auf jeden Fall zu wenig drinnen. Es war halt ärgerlich, weil er so wahnsinnig viel für das Catering vom Eintrittspreis runtergerechnet hat. Wir waren fünf oder sechs Leute und mussten 200 Euro für Nudeln mit Pesto zahlen. Man hat auf Tour schon komischen Kram gegessen. Das meiste aber schon verdrängt, genauso wie die Unterkünfte. Ich erinnere mich an einen Schlafplatz, das war im Spätherbst und da war alles so unfassbar klamm. Alles war feucht und nachts zog das alles in die Klamotten und durch die Bettwäsche. Wir waren später dann eine komplett kranke Band.

Und die obligatorischen Wabbelbrötchen mit billiger Scheibenwurst gibt es ja leider auch immer noch.

Maurice: Wir haben auf unserem Tour-Rider jetzt immer Käse- oder Wurst am Stück stehen und eine Flasche Tabasco. Nicht, weil wir es unbedingt scharf mögen, sondern um festzustellen, ob die Veranstalter unsere Liste auch durchlesen.

Das ist eine schlaue Idee.  

Maurice: Meistens bleibt die Flasche ungeöffnet stehen. Aber vielleicht kann man sie irgendwann auch mal verwenden, zum Beispiel für die Tiefkühlpizza.

Oder auch fürs Pesto. Sehr gut.  

Maurice: Bei Knarf Rellöm steht zusätzlich eine frankierte Postkarte auf dem Rider. Die schickt er dann immer aus dem jeweiligen Ort oder der Stadt. Ich habe auch schon mal ein paar Karten bekommen.

Das ist auch sehr schön. Ich habe allerdings noch nie eine Karte bekommen, Herr Rellöm. Aber euer Tabasco steht meistens für euch bereit? 

Maurice: In der Regel schon. Die meisten Veranstalter nehmen unsere Wünsche wahr und bei den anderen ist eh Hopfen und Malz verloren, denn so hoch sind unsere Ansprüche nicht.

Wann ist der Welthundetag?

Maurice: Das habe ich ehrlich gesagt vergessen. Als wir das Lied damals aufgenommen haben, dachte ich, es wäre Welthundetag. War aber gar nicht. Ich hatte nur etwas darüber gelesen. Ich glaube, der ist irgendwann im Herbst.

  1. Oktober.

Maurice: Es gibt ja mittlerweile für alles einen Welttag. Mit den Hunden fand ich die Vorstellung ganz gut, wie die an diesem Tag noch mal so richtig verwöhnt werden.

Die bekommen dann noch ein hübsches Schleifchen um. Habt ihr einen Hund?

Maurice: Ich bin mit Hunden groß geworden. Wir hatten eine Freundin, die war damals öfter unterwegs und da haben wir auf ihren Hund aufgepasst. Das war genau in der Zeit, wo meine Tochter eine starke Hundephase hatte. Da war sie 8 Jahre. Das war ganz gut, dann konnten wir uns den immer ausleihen.

Perfekt. Ein eigener Hund ist auch viel Arbeit und muss öfter mal raus.

Maurice: Genau, das hat meine Tochter dann auch schnell festgestellt. Ich bin auf jeden Fall Hundefreund.

In der Stadt ist auch eher schwierig und ihr wollt ja auch noch auf Reisen gehen. Ich würde mir im Rentenalter ein altes Hündchen aus dem Tierheim holen.

Maurice: Und dann schön mit dem Rollator spazieren gehen. Ja, mal gucken.

Wenn du zu Hause kochst, läuft dann immer Musik?

Maurice: Meistens schon. Ich bin so ein alter Hifi-Vogel. Ich habe so eine kleine Anlage im Wohnzimmer, die läuft dann immer und in der Küche habe ich entsprechend die Boxen. Das ist immer ganz praktisch, dann kann ich mir zum Beispiel auch noch mal Produktionen von den Türen anhören und weiß dann, wie sich das bei jedem zu Hause so anhört. Kochen und Musikhören ist total spitze.

Essen und Musik passt für dich also gut zusammen.

Maurice: Voll. Man braucht ja auch einen entsprechenden Vibe beim Kochen. Gerne auch laut und dann dampft es aus allen Töpfen.

Das ist ein sehr schönes Bild. Gab es mal eine kuriose Fanbegegnung?  

Maurice: Als wir damals als Vorband von den Ärzten spielen durften. Die mochten unser Album „Popo“ und wollten dann, dass wir sie supporten. Und das war insofern absurd, weil wir ja eine Band aus der Provinz waren und dann steht da Bela B. und findet dein Album gut. Das war im Positiven absurd. Komisch fand ich allerdings eher immer diese Autogrammjäger, kennst du die?

Nee, von mir wollte bisher noch keiner ein Autogramm.

Maurice: Es gibt ja diese Leute, die von allen ein Autogramm haben wollen. Egal, ob sie den oder die jetzt gut finden oder nicht. Die kommen in jeden Club, zu jedem Konzert. Stehen da teilweise schon mittags rum und warten bis die Band oder der Künstler kommt. Das sind oft wirklich sehr komische Gestalten. Die gehen zu jedem in der Stadt und sammeln Autogramme, ohne dass sie jetzt irgendwas mit der Band zu tun haben. Normalerweise ist so ein Autogramm ja was Besonderes für einen Fan, da kann man eine gewisse Nähe aufbauen. Darum geht es und dass man kurz „Hallo“ sagen kann. Aber diese Vögel verschwinden dann ganz schnell mit ihrer Beute und das wars. Komischer Spleen und irgendwie spooky.

Gruselig. Heute wollen dann aber wahrscheinlich auch mehr ein Selfie von euch.  

Maurice: Stimmt. Bei unserer letzten Tour, 2012, gab es das noch gar nicht.

Langsam geht mir die Handymania auf Konzerten auf den Keks. Ich vermeide es jetzt Fotos zu machen, es sei denn man steht in der ersten Reihe oder ganz hinten.

Maurice: Da bin ich gespannt, wie das jetzt wird. Die Smartphone-Revolution, kann man ja durchaus so nennen, hat bei uns damals noch nicht stattgefunden. Das jeder inzwischen seine eigene Medienfabrik ist, das hatten wir damals noch nicht.

(Ha, das ist witzig. Kleine Anekdote dazu. Das Interview war bereits im Januar 2019. Ich hatte leider eine Smartphone-Trulla leider bei dem Türen Konzert am 9. Februar direkt vor mir. Sie machte schon beim ersten Song ein Video. Den zweiten Song hielt ich, mit ihrem Handy vor meiner Nase, auch noch fast aus. Dann fragte ich sie: „Willst du den ganzen Abend filmen“? Daraufhin machte sie das Handy aus. Leute neben mir bedankten sich bei mir, auch seltsam. Die Handy-Dame war dann allerdings nicht mehr gut auf mich zu sprechen. Sie drehte sich häufiger zu mir um, wenn Blicke töten können. Irgendwas sagte sie auch noch zu mir, aber das habe ich zum Glück nicht verstanden.)

Was kommt bei dir niemals auf den Tisch?

Maurice: Wir haben eine relativ komplizierte Essenssituation zu Hause. Meine Tochter ist Vegetarierin. Mein Sohn ist Veganer. Meine Frau isst jetzt wieder Fleisch, vorher war sie Pescetarier. Braten kommt eigentlich nie auf den Tisch, aber auch nur, weil sich das für zwei Personen nicht lohnt. Ansonsten bin ich für alles offen. Da fällt mir nichts ein.

Lieblingsgericht aus der Kindheit?

Maurice: Bei meiner Mutter mochte ich immer die mit Hackfleisch und Reis gefüllte Paprika.

Dann immer die Rote und nicht die Grüne.

Maurice: Richtig. Das fand ich als Kind immer gut. Meine Oma war eine sehr gute Köchin und da mochte ich die westfälische Spezialität Rindfleisch mit Zwiebelsoße. Ist so ein bisschen wie Tafelspitz, aber nicht mit Meerrettichsoße, sondern im Münsterland immer mit Zwiebelsud. Das ist ganz geil. Wird in Westfalen als Vorspeise gereicht bzw. als zweites Gericht. Ganz klassisch gibt es sonntags zuerst die Rinderbrühe, dann das Fleisch mit den Zwiebeln und dann die Bratenplatte.

Gönn dir.

Maurice: Nach dem zweiten Gang bist du eigentlich schon komplett bedient.

Beilagen gibt es dann auch noch?

Maurice: Zum Rindfleisch gibt es einen Salat und zur Platte Blumenkohl oder Rosenkohl und irgendwas Kartoffeliges, je nach Lust und Laune. Meine Oma mütterlicherseits, die hat jetzt gar nicht so viel gekocht, aber die konnte einen sehr guten Sauerbraten.

Das konnte meine Mami auch sehr gut. Aber nicht aus Pferdefleisch.  

Maurice: Nee, richtig schön das Rindfleisch eingelegt. Mit selbstgemachten Kartoffelknödeln. Rheinisch, aber ohne Pferd.

Das hört sich gut an, auch wenn ich Vegetarierin bin.  

Maurice: So war das ja wirklich in den 1970ern und 1980ern. Es gab kein Gericht ohne Fleisch. Wie sagte Heinz Strunk so schön: „Der Mensch ist kein Beilagenesser“.

Zu Heinz Strunk passt die nächste Frage. Fleisch ist dein Gemüse?  

Maurice: So viel esse ich nicht, aber ich weiß dann schon auch Qualität zu schätzen. Eine Hühnerbrühe ist geschmacklich der klassischen Gemüsebrühe schon überlegen, also auch als Basis für andere Suppen oder Soßen. Ich mag auch ein richtig gutes Schmorfleisch. Ich bin auch ein großer Fan der indischen Küche oder mexikanisch, gerne auch ohne Fleisch und mit viel Bohnen. Wenn wir manchmal zu Hause Burger machen, dann sind das vorwiegend Gemüseburger. Ich komme schon gut ohne Fleisch klar. Der Mensch ist auf jeden Fall ein Beilagenesser.

Ein Deko-Esser auch?

Maurice: Meinst du Blumen? Achso, du meinst diese Möhrenblumen oder so einzelne Salatblätter? Nee, das esse ich eher nicht. Wenn ich jetzt aber im Frühjahr mit Tochter und Frau nach Andalusien fahre, dann interessiere ich mich schon auch dafür, was da im Meer schwimmt. Wenn der Kellner mir in der Tapasbar ein Stück Schinken anbietet, dann sag ich da auch nicht nein.  

Freunde zum Essen einladen, macht man das noch?  

Maurice: Ich bin schon jemand, der gerne einlädt. Markus Fiedler, der auch das Artwork zur Platte gemacht hat ist ein guter Freund von mir. Den lade ich oft ein oder zumindest quartalsweise. Wir hören auch immer gerne Musik zusammen. Ich bemühe mich schon immer mal wieder ein paar Essensverabredungen zu machen.

Es ist halt schwierig, immer alle an einen Tisch zu bekommen.

Maurice: Heutzutage sind die Vorläufe ja auch gigantisch. Keiner will mehr von seinem Termin abweichen.

Wenn es eine Zeitmaschine geben würde: In welche Zeit in der Vergangenheit reist du?

Maurice: Das ist eine schöne Frage. Da würde ich mal bei den ollen Griechen vorbeischauen. Bei Aristoteles und Co. In der Zeit wo das gesellschaftliche Denken anfing, also Begriffe, wie Gesellschaft, Demokratie auf einer konzeptionellen Ebene verstanden wurde. Die Musik, das Theater. Und wie war das eigentlich, wenn der Sokrates einen Vortrag hielt. Was war bei so einer Veranstaltung los? In der Zeit entwickelte der Mensch eine gewisse Intelligenz, auch auf sozialer Ebene. Natürlich ist die Zeit des Alten Testaments, wo die sich die Köpfe einschlagen sicherlich spannender, so Games of Thrones mäßig, aber die Wiege der Demokratie fände ich schon spannend. Da könnte man für unsere heutige Gesellschaft den einen oder anderen Impuls sicherlich mitbringen. Vielleicht wurden manche Dinge auch einfach falsch überliefert? Kann ja auch sein.

 

Bildquellen

  • more_bowie_muffins: Bildrechte beim Autor
  • maurice_summen_credits_jlü: Bildrechte beim Autor

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